martedì 25 settembre 2012

Flüchtlingselend auch in Libyen


Von den Flücht­lin­gen, die in die­sen Wo­chen aus Sy­ri­en in die Nach­bar­län­der strö­men, ist in den Me­di­en viel die Rede. An die­sem Mon­tag zum Bei­spiel: Da hat die tür­ki­sche Re­gie­rung vor­über­ge­hend ihre Gren­ze für Sy­ri­en-Flücht­lin­ge ge­schlos­sen, bis sie neue Camps zu ihrer Auf­nah­me aus dem Boden ge­stampft hat. Etwa 7.000 Flücht­lin­ge waren am Mon­tag­mor­gen an zwei Grenz­über­gan­gen zur Tür­kei blo­ckert; ins­ge­samt sol­le­en sich auf tür­ki­schem Staats­ge­biet der­zeit 80.000 Sy­ri­en-Flücht­lin­ge auf­hal­ten. Der tür­ki­sche Au­ßen­mi­nis­ter Ahmet Da­vu­tog­lu er­klärt, mehr als 100.000 sol­cher Flücht­lin­ge könne sein Land un­mög­lich auf­neh­men. Er schlägt die Ein­rich­tung einer UNO-kon­trol­lier­ten Puf­fer­zo­ne auf sy­ri­schem Ge­biet vor.

Die sy­ri­sche Flücht­lings­ka­ta­stro­phe stellt ähn­li­che Bil­der in der Nach­bar­schaft in den Schat­ten. Auch in Li­by­en zum Bei­spiel gibt es ein Flücht­lings­dra­ma: Nach wie vor ver­su­chen Afri­ka­ner von hier aus nach Eu­ro­pa über­zu­set­zen. Ihre Lage ist auch im Li­by­en nach Gad­da­fi äu­ßerst hart; in den letz­ten Tagen wur­den im Auf­fang­la­ger Hums öst­lich von Tri­po­lis min­des­tens drei Asyl­be­wer­ber von Si­cher­heits­leu­ten bar­ba­risch um­ge­bracht. Das sagt der Pries­ter Musie Zerai, Lei­ter einer NGO für Flücht­lin­ge na­mens „Ha­beshia“.

„Es gibt drei schwan­ge­re Frau­en in dem Lager, eine von ihnen im ach­ten Monat. Aber die Frau­en all­ge­mein be­kom­men dort nicht die ge­rings­te ärzt­li­che Hilfe, auch keine Hilfe an­de­rer Art, statt­des­sen wer­den sie oft miss­han­delt. Die Flücht­lin­ge sind völ­lig ver­zwei­felt, ei­ni­ge haben ver­sucht zu flie­hen. Die Si­cher­heits­leu­te haben sich einen jun­gen Mann ge­schnappt, haben be­haup­tet, dass er ver­sucht habe zu flie­hen, haben ihn durch­ge­prü­gelt und schlie­ß­lich er­schos­sen. Dar­aus ist ein star­ker Tu­mult ent­stan­den; die Frau­en, die bei der Tö­tung zu­ge­schaut haben, fin­gen an zu schrei­en: Warum pas­siert das alles?“

Min­des­tens drei Asyl­be­wer­ber seien im Lager Hums bis jetzt ge­tö­tet wor­den, dazu vor kur­zem ein Junge aus So­ma­lia, sagt Musie Zerai.

„Dabei sind das alles Asyl­be­wer­ber. Viele von ihnen sind sogar schon vom Flücht­lings-Hoch­kom­mis­sa­ri­at der UNO als Flücht­lin­ge an­er­kannt wor­den, als sie zuvor im Sudan in Auf­nah­me­la­gern waren! Wir wis­sen al­ler­dings, dass auch der Sudan für Flücht­lin­ge kein si­che­rer Boden ist; dort wer­den täg­lich drei oder vier Flücht­lin­ge aus den La­gern von Men­schen­händ­lern ver­schleppt und in den Sinai ver­kauft... Seit zwei Jah­ren wei­sen wir dar­auf hin, dass im Sinai Men­schen- und Or­gan­han­del be­trie­ben wird; um nicht in diese Ge­fahr zu ge­ra­ten, flüch­ten viele nun aus den La­gern im Sudan aus­ge­rech­net nach Li­by­en! Und hier ma­chen sich die Mi­li­tärs manch­mal einen Spass dar­aus, auf diese Men­schen zu zie­len, sie nut­zen sie als Ziel­schei­be für Schie­ß­übun­gen. Auch in Ben­gasi kommt das vor, das wis­sen wir aus Aus­sa­gen von Jun­gen, Min­der­jäh­ri­gen, die dort in La­gern fest­ge­hal­ten wer­den.“

Zerai ver­sucht sich durch Ge­sprä­che mit Flücht­lin­gen ein ge­nau­es Bild von der Lage in den Camps zu ma­chen:

„Nach dem, was ich aus dem Camp von Ben­gasi höre, gibt es dort stän­di­ge se­xu­el­le Ge­walt gegen Frau­en, und etwa 150 Men­schen sind von dort ver­schleppt wor­den. Es hieß, man brin­ge sie zu Ar­beits­ein­sät­zen, aber dann wer­den sie zu Skla­ven ge­macht im Dienst für Be­waff­ne­te, von denen man gar nicht weiß, wer das genau ist und wel­che Be­fug­nis sie über die Men­schen in den La­gern haben. Das sind alles For­men von Fol­ter, die jedem Men­schen­recht Hohn spre­chen.“

Dabei hat­ten ei­gent­lich viele Men­schen­recht­ler ge­hofft, dass es nach dem Sturz des Macht­ha­bers Mu­am­mar al-Gad­da­fi im letz­ten Jahr bes­ser würde für die afri­ka­ni­schen Flücht­lin­ge in Li­by­en. Aber die­ser Traum ist aus­ge­träumt:

„Vor allem für Men­schen aus dem Afri­ka un­ter­halb der Sa­ha­ra hat sich die Lage statt­des­sen ver­schlech­tert. Ein Land wie Ita­li­en, das mit Li­by­en einen bi­la­te­ra­len Ver­trag zum Thema Ein­wan­de­rung ge­schlos­sen hat, soll­te ge­nau­er be­ob­ach­ten, was da pas­siert: wie die Flücht­lin­ge in Lager ge­steckt wer­den und wie man sie da be­han­delt. Kei­ner fragt da nach, und Li­by­en fühlt sich völ­lig frei, diese Men­schen zu be­han­deln, als wären sie Tiere. Man tötet diese Men­schen, als wären sie Mü­cken, und kei­ner zieht Li­by­en des­we­gen zur Re­chen­schaft! Statt­des­sen wol­len alle nur Ge­schäf­te ma­chen mit dem neuen Li­by­en. Das geht nicht! Eu­ro­pa müss­te da mal die In­itia­ti­ve er­grei­fen und Li­by­en zum Re­spekt der in­ter­na­tio­na­len Kon­ven­tio­nen drän­gen, die Asyl­be­wer­ber und Flücht­lin­ge schüt­zen.“

Eu­ro­pa hat aus der Sicht des Flücht­lings­seel­sor­gers eine be­son­de­re Ver­ant­wor­tung, al­lein schon wegen sei­ner geo­gra­fi­schen Nähe zu Li­by­en.

„Es hat mit Li­by­en eine Reihe von Han­dels­ver­trä­gen, tut aber nichts, um den Re­spekt vor den Rech­ten die­ser Leute ein­zu­for­dern. Man bräuch­te vor allem eine dau­er­haf­te, trag­fä­hi­ge Lö­sung, um zu ver­hin­dern, dass diese Men­schen in den Hän­den der Men­schen­händ­ler lan­den!“

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